Wie ehrlich rezensieren Blogger wirklich? Ein Blick hinter die Kulissen der Buchblogger-Szene
- Redaktion
- 3. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Wie ehrlich rezensieren Blogger wirklich?
Ein Blick hinter die Kulissen der Buchblogger-Szene
In der Welt der Buchrezensionen fällt eines auf: Schlechte Bewertungen von Bloggern sind rar. Statt ehrlicher Kritik liest man häufig 4- oder 5-Sterne-Rezensionen, bei denen selbst mittelmäßige Bücher in den Himmel gelobt werden. Das wirft Fragen auf: Wie ehrlich rezensieren Blogger wirklich? Und welchen Einfluss hat das geschenkte Buch auf ihre Meinung?
Der unsichtbare Druck des „kostenlosen Buches“
Viele Buchblogger erhalten Rezensionsexemplare kostenlos – entweder von Verlagen oder direkt von Selfpublishern. Offiziell gibt es keine Verpflichtung, eine positive Bewertung abzugeben. Doch unterschwellig entsteht oft ein moralischer Druck: Wer ein Buch geschenkt bekommt, will sich erkenntlich zeigen. Viele Blogger empfinden es als unhöflich oder undankbar, ein Geschenk negativ zu bewerten – selbst wenn es sachlich gerechtfertigt wäre.
Kooperation statt Kritik?
Gerade im Selfpublishing-Bereich stehen Blogger und Autoren oft in engem Austausch. Man kennt sich über Social Media, kommentiert gegenseitig Beiträge, vernetzt sich. Eine schlechte Rezension kann da schnell als Affront wahrgenommen werden – oder das Ende einer Zusammenarbeit bedeuten. Aus Angst vor Konflikten wird Kritik dann lieber verpackt, abgeschwächt oder gleich ganz vermieden.
Die Angst vor der Community
Wer kritisch rezensiert, macht sich nicht immer Freunde. Manche Leser interpretieren sachliche Kritik als „Bashing“, besonders wenn sie den Autor oder das Buch selbst mochten. Blogger, die ehrlich und direkt schreiben, riskieren, angefeindet oder ausgegrenzt zu werden – ein Risiko, das nicht jeder eingehen will. Viele wählen deshalb den sicheren Weg: lieber schweigen oder das Buch gar nicht erst rezensieren.
Was bleibt, ist ein verzerrtes Bild
Die Folge: Rezensionen spiegeln nicht mehr objektiv die Qualität eines Buches wider, sondern sind oft von Rücksicht, Loyalität oder Angst geprägt. Leser verlieren so den Überblick – und kaufen Bücher, die ihnen am Ende gar nicht gefallen. Für Autoren wiederum entsteht der Trugschluss, dass ihr Werk keine Schwächen habe – Entwicklungspotenzial bleibt ungenutzt.
Ein Plädoyer für ehrliche Stimmen
Ehrliche Rezensionen sind kein Angriff – sondern eine Chance. Eine respektvoll formulierte Kritik kann wertvoller sein als jedes Lob. Blogger sollten sich daran erinnern, warum sie mit dem Rezensieren begonnen haben: Weil sie Bücher lieben – nicht, weil sie Werbepartner sind. Und Autoren, ob Verlagsautoren oder Selfpublisher, sollten den Mut haben, Kritik als Antrieb zu sehen – nicht als Angriff auf die eigene Person.
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